Ich muss zugeben, dass ich eine kleine Weile überlegt habe, ob ich die nachfolgende Siebdruckanleitung veröffentlichen möchte, oder nicht.
Nun kann ich durchaus von mir behaupten, schon ein wenig Erfahrung mit der Siebdrucktechnik gesammelt zu haben. Allerdings hatte ich durch meine Tätigkeit im Atelier auch immer die Möglichkeit, auf technische Hilfsmittel und viel Platz zuzugreifen.
Siebdruck von zu Hause aus mit Minimalausstattung ist auch für mich relativ neu. Und so ist das Ergebnis meines kleinen Versuchs, ein Sieb zu Hause zu beschichten und zu belichten, nicht ganz zufriedenstellend ausgefallen.
Aber, auch aus Fehlern kann man ja eine Menge lernen, und deshalb habe ich beschlossen, meine bisher gewonnen Erkenntnisse mit euch zu teilen. Denn grundsätzlich hat das Ganze gut funktioniert und ich kann auf jeden Fall behaupten: Siebe selber belichten ist durchaus machbar. Ein paar Punkte werde ich beim nächsten Versuch beachten und dann sollte alles klappen!
Also, für alle, die Lust haben, ihre Siebe mit Motiven zu versehen, die so feinteilig sind, dass das Ausschneiden einer Papierschablone nicht funktioniert, so habe ich es gemacht:

Neben einem bespannten Siebdruckrahmen benötigt ihr eine gelbe Glühbirne, ein Rakel und eine kleine Dose lichtempfindliche Kopierschicht. Die Kosten hierfür (ohne den Rahmen) sollten bei ca. 25 Euro liegen. Alles andere habe ich in unserer Wohnung vorgefunden...

Im Kinderzimmer sind die Vorhänge dunkel und relativ lichtundurchlässig. Also habe ich mir hier meine kleine Spontan-Dunkelkammer eingerichtet. Wenn ihr keine Möglichkeit habt, einen Raum zu verdunkeln, wartet mit der Aktion bis Abends. Die Gelblichtbirne habe ich in eine passende Schreibtischlampe geschraubt und diese angeschaltet. Die Fotoemulsion wird mit dem mitgelieferten Sensibilisatorpulver vermischt (Anleitung des Herstellers beachten)…

…und gut verrührt. Jetzt sollte die Fotoemulsion 1-2 Stunden ruhen (Deckel zu!) und dann noch einmal umgerührt werden.

Ein wenig von der Flüssigkeit auf das Sieb geben…

…und mit dem Rakel gleichmässig verteilen.

Auch auf der Rückseite die Beschichtung gleichmässig verteilen.

Damit die Schicht nicht zu dick auftrocknet, ist es wichtig, überschüssiges Material mit dem Rakel abzustreifen. Die Flüssigkeit könnt ihr zurück in die Dose geben.
Das Sieb muss nun im Dunkeln trocknen. Wenn ihr keine Möglichkeit habt, einen Raum für mehrere Stunden abzudunkeln, könnt ihr das Sieb in einen großen Pappkarton legen und diesen verschliessen, oder vielleicht findet sich ja ein Plätzchen in einem Schrank oder so…
Achtung, hier habe ich gepfuscht! Weil es schnell gehen sollte, habe ich hier die Abkürzung genommen, und das Sieb trocken geföhnt. Das kann man schon machen, um Schmiererei vorzubeugen, aber die Beschichtung ist nach so kurzer Zeit nicht stabil genug…
Also: Ein paar Stunden Wartezeit müsst ihr einkalkulieren.

Mein Motiv- in diesem Fall eine einfache Flächengestaltung mit Schraffuren- habe ich mit einem schwarzen Acrylmarker auf Overheadfolie gezeichnet. Wichtig: Unbedingt solltet ihr beim Erstellen eurer Motive darauf achten, Marker mit
pigmentierter Farbe zu verwenden! Die normalen Büromarker, die es in Schwarz, Rot, Grün und Blau gibt, enthalten keine Pigmente und wir benötigen Farbe, die lichtundurchlässig auftrocknet!
Die Bereiche unseres Siebes, die bei der Belichtung nicht von den schwarzen Stellen der Zeichnung abgedeckt werden, härten aus, wenn UV-Strahlen darauf treffen.

Zurück in meiner Kinderzimmerdunkelkammer habe ich die Folie mit dem Motiv auf die bespannte Seite meines Siebes gelegt. Wichtig: die Motive müssen
seitenverkehrt aufgelegt werden- der Rahmen wird später ja umgedreht!
Obenauf habe ich eine Glasscheibe (hatte ich kurzzeitig aus einem Bilderrahmen ausgebaut) gelegt. Die Folie wird zum Einen fixiert, zum Anderen wird sie fest an das Siebdruckgewebe gepresst. Das ist wichtig, damit kein Licht unter die Ränder des Motivs gelangt.
Mit diesem "Sandwich" bin ich dann auf den Balkon spaziert und habe den Rahmen vorsichtig zum Belichten ins Freie gelegt.
Achtung: Hier könnt ihr es wieder besser machen als ich: Um zu verhindern, dass Licht von der Unterseite auf die lichtempfindliche Beschichtung zurückgeworfen wird, ist es besser, eine schwarze Unterlage zu verwenden!
Zur Belichtungszeit kann ich noch keine wirklich verlässlichen Angaben machen…dafür müsste ich jetzt noch mehrere Versuche bzw. eine Belichtungsreihe erstellen. Für dieses Mal hatte ich knapp
4 Minuten bei bewölktem Himmel belichtet. Ich würde nächstes Mal wahrscheinlich 1-2 Minuten länger warten. Hier müsst ihr einfach probieren…
Es gibt auch Entschichter für die Siebe- hätte ich mir mal mitbestellen sollen… :)

Im Badezimmer habe ich (im Dunkeln) das Sieb mit Wasser benetzt. (Duschkopf mit Massagestrahl) Die Stellen, die keine UV-Strahlen abbekommen haben, bleiben wasserlöslich und werden ausgewaschen. Die Poren des Gewebes werden wieder durchlässig.

Ja, hier kann man es dann deutlich sehen: die Beschichtung hat das Auswaschen nicht überstanden. Die hellen Kästchen sollten eigentlich verschlossen sein.
Das ausgewaschene Sieb habe ich dann zum Nachhärten und Trocknen ins Helle gestellt.

Probieren kann man`s ja mal: Schwarzer Stoff, einfache Papierschablone, weiße Dekaprint Farbe, Rakel und Abdeckpapier. Als Unterlage ein altes Bettlaken und Malervlies.

Hier sieht man die rausgebrochenen Stellen… ist aber gar nicht so schlimm, wie ich dachte.

Hier ist mein Stöffchen- nächstes Mal mache ich auch noch mal Fotos in nicht so Hipsta-unscharf :)